Die künstliche Intelligenz verändert die Google-Suche grundsätzlich. Das sind schlechte Nachrichten für Medienhäuser
Alle, die mit Internet-Traffic Geld verdienen, müssen darüber nachdenken, wie sie Kunden auf ihre Websites locken. Denn KI-generierte Antworten machen jeden Klick überflüssig.
Ein Erdbeben erschütterte diese Woche das Internet. Google hat die weitreichendste Änderung seiner Suchmaschine seit Jahren eingeführt: Nutzer bekommen auf ihre Anfragen keine Sammlungen von Links mehr geliefert, sondern die künstliche Intelligenz serviert ihnen nun fertige Antworten in Form eines eigens generierten Textes. „Lass Google das Googeln für dich machen“, so fasste es der CEO Sundar Pichai zusammen.
In den USA greifen die Änderungen bereits, bis Ende des Jahres werden sie weltweit für Milliarden von Nutzern gelten. Was das bedeutet, ist kaum zu überschätzen. Medienhäuser, Blogger, Handwerker – sie alle leben davon, dass ihre Artikel, Inhalte und Dienste dank Google von Lesern, Nutzern und Kunden in den Weiten des Internets gefunden werden. Ein ganzer Berufsstand existiert heute rund um die Kunst der Suchmaschinenoptimierung, kurz SEO – also rund um die Frage, wie man seine Inhalte für Google und Co. optimiert aufbereitet.
Wäre das Internet ein Ozean und wären Websites kleiner Inseln, dann wäre das so, als kappe man plötzlich die Fährverbindungen auf diese Inseln. Sie existieren natürlich weiterhin, aber es wird viel schwieriger, sie aufzuspüren und zu besuchen.
Damit dürfte wahr werden, was viele befürchtet haben, indem sie mit generativer künstlicher Intelligenz die Welt im Sturm erobert haben: Google passt sein Kernprodukt dem KI-Zeitalter an, mit katastrophalen Folgen für alle, die mit Suchmaschinen-Traffic Geld verdienen.
90 Prozent aller Suchanfragen laufen heute über Google
Man muss sich Googles Marktmacht vor den Augen halten, um zu verstehen, wie weitreichend die Änderungen eines einzigen Akteurs sein werden. Kein Konzern dominiert das Internet wie Google. In 25 Jahren hat der Konzern ein Suchimperium aufgebaut, das vom Browser über den Kartendienst Google Maps bis zur Videoplattform Youtube reicht. Selbst auf dem Smartphone führt kein Weg an Google vorbei. Stolze 20 Milliarden Dollar zahlt der Konzern dem Rivalen Apple jedes Jahr dafür, dass seine Suchmaschine zum Standard auf dem iPhone und im Safari-Browser wird.
Inzwischen wickelt Google bemerkenswerte 90 Prozent aller Suchanfragen weltweit ab. Wer im Internet sucht, der googelt. Die Nummer zwei, , hat einen Umsatz von rund 4 Prozent. Rivalen wie Yahoo und DuckDuckGo gleichen sich vom Aussterben bedrohten Exoten. Niemand käme auf die Idee, zu sagen, er „binge“ etwas im Internet.
Je besser die KI, desto weniger muss man noch auf Links klicken
Google selbst versucht nun zu betonen: „Nicht jede Suchanfrage wird eine Antwort der KI auslösen.“ Wer nach „Walmart“ sucht, wird in der Regel einfach auf www.walmart.com weitergeleitet. Doch selbst wenn nur ein Bruchteil aller Google-Anfragen von der KI beantwortet wird, werden Medienhäuser, Verlage und Firmen das in ihrem Traffic enorm zu spüren bekommen.
Auch dass Google die bisherigen Ergebnisse mit Links nach wie vor unten in seinen Ergebnissen präsentieren wird, überzeugt nicht. Wer scrollt bei einer Google-Suche schon bis zum Ende oder klickt gar auf die zweite Seite? Die Websites dort würden genauso gut nicht existieren. Deshalb zahlen Unternehmen wie Google ja viel Geld dafür, dass Sie möglichst prominent in einem Suchergebnis auftauchen.
Je besser Googles KI ihre Arbeit macht, desto weniger muss man künftig auf Links klicken. Das zeigt sich schon jetzt. Wer googelt «Wie viele Google-Anfragen gibt es für Tag weltweit?», dem erklärt in den USA nun die KI, dass es «gemäss der Website seo.ai für Sekunde 99 000 Suchanfragen sind, was umgerechnet 8,5 Milliarden Suchen für Tag». entspricht». Wer würde da noch auf die besagte Website klicken? Die KI hat die Antwort doch perfekt zusammengefasst.