Jetzt wirds eisern! In einer Personal-Union aus echten Berliner Fußball-Fan-Originalen gibt es ab sofort bei TAG24 einen Union-Berlin-Blog über die Eisernen.
Berlin – Eisern: In einer Personal-Union aus drei waschechten Berliner Fußball-Fan-Originalen gibt es bei TAG24 den Union-Berlin-Blog.
Die Autoren:
Beecke (Christian Beeck, 50), Ex-Bundesliga-Spieler (Hansa, Cottbus), Ex-Union-Manager, 21 Länderspiele für DDR-Junioren, stammt aus dem eigenen Nachwuchs von Union, lebt heute an der Küste, hat 2 Kinder und arbeitet als Geschäftsführer bei Energy World.
Icke (Jürgen Heinemann, 58) ist seit 1975 Unioner, als Betriebswirt seit über 30 Jahren im Vertrieb tätig, stammt ursprünglich aus der IT-Branche, ist verheiratet, hat 1 erwachsenes Kind, lebt heute in Grünheide – im Speckgürtel Berlins und arbeitet bei TAG24.
Unionfux (Tobias Saalfeld, 54) ist seit über 40 Jahren Unioner, er arbeitet als Freischaffender für Bühne, Funk und Fernsehen, auch dort schreibt er.
24. Mai: Spannend wie verrückt
Icke: Unser Spiel gegen Bremen haben wir nun schon ausreichend dokumentiert. Aber was passiert denn außerhalb des Union-Fokus noch so alles? Viel! Die Meisterfrage wird am letzten Spieltag beantwortet. Wie schon gesagt, auch der vierte Champions-League-Platz ist noch offen. Hier spielen wir die Hauptrolle. Auch um Platz 6, der auch noch ein internationaler Startplatz ist, streiten sich noch Leverkusen, Wolfsburg und Frankfurt. Da die Brause-Vermarkter im Pokal-Finale stehen, aber auch schon Platz 3 und damit die Meister-Klasse geschafft haben, kann auch noch Bundesliga-Platz 7 interessant werden. Wolfsburg und Frankfurt heißen hier die Konkurrenten. Und in die Abstiegsfrage sind gar noch 6 Teams verwickelt. Sicher ist hier nur der Hertha-Abstieg. Das heißt, es gibt kaum einen Meter Platz, wo nicht gekämpft wird. Nichts ist komplett geklärt. Und für viele Vereine geht es um sehr viel. Ein Bundesligaabstieg ist sicherlich genauso schlimm, wie bei den Bayern, wenn sie auch den dritten Titel verspielen. Gab es schon einmal ein Finale in der Bundesliga, wo es dermaßen viele offene Entscheidungen gab? Ich kann mich nicht wirklich an ein ähnliches Jahr erinnern. Nur für die Plätze 9-12 (Mainz, Köln, Gladbach, Bremen) und Platz 18 (Hertha) – sind die letzten Entscheidungen völlig egal. Denn entgegen den Meldungen der Sportschau (letzten Samstag) ist selbst Hoppenheim noch nicht gerettet. Gewinnt Stuttgart gegen die BSG SAP zum Beispiel mit 4:0 und gewinnen parallel Bochum und Augsburg ihre Spiele, so ist Hoppenheim plötzlich wieder auf Abstiegs-Relegations-Platz 16. Ein spannender Krimi-Samstag, der da kommt. Eisern!
21. Mai: Das Knaller-Endspiel
Icke: Nun kommt es – das absolute Endspiel. Freiburg und wir haben vor dem letzten Spieltag der Bundesliga je 59 Punkte. Wir sind auf Platz 4, weil wir das um 4 Tore bessere Torverhältnis haben. Und Platz 4 ist das Ziel, es berechtigt in der kommenden Saison in der Champions-League zu starten. Was nicht nur sportlich, sondern auch finanziell sehr attraktiv ist. Wir haben ein Heimspiel gegen Werder Bremen, die Freiburger müssen nach Frankfurt fahren. Ein kleiner Vorteil für uns. Weil Frankfurt könnte noch Platz 7 schaffen. Allerdings müsste dann Wolfsburg keinen 3er gegen Hertha zu Hause holen. Eine irre Rechnerei. Für uns ist die Rechnung ganz einfach, wir müssen Bremen schlagen. Punkt. Ein Unentschieden gegen Bremen reicht nur, wenn Freiburg in Frankfurt verliert. Aber darauf sollten wir uns nicht einlassen. Das könnte schief gehen. Also volle Konzentration und Fokussierung auf diese 90 Minuten. Zusammen mit unserer Fan-Hölle sollte das gelingen.
Fauxpas (und Geschenke) wie die, die wir in Hoppenheim verteilten, müssen wir aber unterlassen. Bremen wird sich nicht ergeben. Die werden Fußball spielen. Schäfer wird verletzt fehlen und mit Sicherheit nicht spielen. Ob Fischer den Mut hat, Leite in die Startformation zu stellen, bleibt abzuwarten. Ansonsten wäre Baumgartl auch eine gute Lösung. Laidouni war in Hoppenheim der einzige Lichtblick aus unserer Sicht. Er sollte wegen seiner guten Leistung – neben Haberer auflaufen.
Das zweite „Luxus-Problem“ ist die rechte Seite. Trimmel oder Juranovic. Eigentlich kann man einen so guten Spieler wie Juranovic kein zweites Mal aus der Startformation streichen. Aber was tun? Ihn auf links zu bringen ist auch keine Bomben-Idee, weil Roussillon gerade in Heimspielen, immer eine Bank ist. Auf seine Freistösse möchte ich ungern verzichten. Wenn das Spiel nicht so enorm wichtig wäre, hätte ich es gut gefunden, Juranovic mal auf die offensivere Halbposition im Mittelfeld aufzustellen. Aber nein, in diesem Spiel wird es keine Experimente geben.
Zusammengefasst: Im Tor ist Rönnow gesetzt, in der Abwehr Doekhi und Knoche ebenfalls. Der 3. Verteidiger wird aus dem Trio Leite/Baumgartl/Jaeckel ermittelt. Sollte Jaeckel reinkommen, so spielt Doekhi den linken Part. Natürlich ist Khedira auf der 6 auch gesetzt. Auf den Außenbahnen heißt es 2 aus 3 (Trimmel/Roussillon/Juranovic).
Haberer (der Ex-Freiburger) wird eine Stelle im offensiven Mittelfeld besetzen. Bei der zweiten Stelle für das offensive Mittelfeld tippe ich mal auf Laidouni. Die defensivere Variante würde Thorsby heißen. Da Schäfer verletzt ist und Experimente (Juranovic) in diesem wichtigen Spiel verboten sind, wären das genau die Alternativen. Und ganz vorn, sind natürlich Becker und Behrens für die Startformation unantastbar. Auf ein erfolgreiches Spiel – mit Union in der kommenden Saison in der Meister-Klasse. Die Fußball-Welt würde sich die Augen reiben. Und das ist gut so! Eisern!
21. Mai: Schnell vergessen, Werder schlagen!
Unionfux: Eins konnte man in den vergangenen fünf Jahren relativ leicht lernen über Urs Fischer: gewechselt wird frühestens nach einer Stunde. Wechsel zur Pause? Dann muss sich jemand verletzt haben. Ansonsten nicht.
Aber es gibt natürlich Ausnahmen, dann ist er richtig sauer, so wie bei der sang- und klanglosen Pokalniederlage in Frankfurt, wo gleich drei Leute in der Kabine bleiben durften. Oder wie gestern, als Thorsby und Diogo Leite klargemacht wird, dass der Trainer nicht so recht glücklich ist. Besonders der Portugiese ist der Unglücksrabe der ersten Hälfte: fataler Stellungsfehler vor dem ersten Gegentreffer, ungeschickt vor dem Elfmeter, wobei man den nicht hätte unbedingt geben müssen.
Es gibt eigentlich nur eine ordentliche Szene vor der Pause – Doekhis unwiderstehlicher Kopfball unter die Latte nach Trimmelecke. Nach der Pause sind wir bemüht, versuchen Druck aufzubauen, aber die ganz großen Chancen bleiben aus. Stattdessen kassieren wir kurz vor Schluss das dritte Tor, können darauf durch Laidouni tatsächlich noch antworten, nur um darauf wirklich und tatsächlich den vierten Treffer zu naschen. Gott, ich hasse Fussball…
Keine Frage, Hoffenheim ist eigentlich besser als ihr Tabellenplatz, aber es ist schon erschütternd, wie gern wir die Räuberleiter für Abstiegskandidaten abgeben. Das frustriert schon ein wenig – und es zeigt auch, dass nicht alles Gold ist, was glänzt und obendrein, dass Robin Knoche momentan kaum zu ersetzen ist. Platz drei hat sich leider erledigt, weil nicht mal auf die Bayern Verlass ist, aber die Champions League ist locker noch drin, wenn wir am kommenden Samstag zu Hause Werder Bremen schlagen. Wird nicht einfach, aber machen wir.
Denn auch die abermalige Qualifikation zur Europa League wäre ein Riesenerfolg – aber ganz ehrlich, wenn man die gesamte Saison nie schlechter als Platz fünf war (und auch der war eher selten), dann ist Platz fünf doch eine kleine Enttäuschung, das liegt nun mal in der Natur der Sache. Aber darüber brauchen wir gar nicht zu philosophieren: alles wird gut, dank unserer Heimstärke und der bereits geretteten Werderaner.
Was sonst noch passierte? Die Bayern schmeißen unter Trainerwunderkind Tuchel höchstwahrscheinlich auch den dritten Wettbewerb weg und die Hertha hat endlich das eingetütet, was sich seit längerer Zeit HSV-artig angedeutet hatte – sie sind abgestiegen. Der Begriff „tragisch“ verbietet sich bei 26 Punkten nach 33 Spieltagen und angesichts 374 grandios verdummter Windhorst-Millionen. Aber das ist momentan gar nicht ihr größtes Problem, sondern der Erhalt der Profifussball-Lizenz. Es bleibt spannend…
19. Mai: Ein Sieg für die Champions League!
Unionfux: So, jetzt geht es noch um zwei Saisonziele: Platz drei und die Champions League. Weil Rote Brause am vergangenen Sonntag in der Nachspielzeit dummerweise gegen Werder noch das Siegtor geschossen hat (ich hab mich sehr geärgert, fragt mal meine Nachbarn…), müssen dazu wohl zwei Siege her. Jedenfalls für Platz drei. Für die Champions League dürfte einer reichen, der SC Freiburg hat noch zwei größere Brocken abzuräumen: Wolfsburg und Frankfurt, die beide noch nach der Conference League schielen, besser als nichts, so könnte die Saison noch halbwegs gerettet werden.
Okay, für unseren morgigen Gegner Hoffenheim könnte es bei einer Niederlage auch nochmal richtig eng werden, denn am letzten Spieltag müssen sie nach Stuttgart. Insofern wird das ein verdammt heißer Tanz, entscheidend wird sein, wen der Druck eher lähmt und wen er anspornt. Es ist natürlich schade, dass Andras Schäfer wieder ausfällt, sein linker Mittelfuss hat wieder etwas abbekommen, zum dritten Mal hintereinander, hoffentlich ist das kein ewiger Schwachpunkt bei ihm. Bleibt zu wünschen, dass er zur neuen Saison wieder fit wird, wie wichtig er für die Mannschaft sein kann, hat man bei unserem Sieg gegen Freiburg gesehen.
Zudem könnte der unter der Woche kränkelnde Robin Knoche ausfallen und das wäre schon fatal: unser Abwehrchef ist derzeit unersetzlich. Nichtsdestotrotz traue ich uns einen Sieg in Hoffenheim zu – wir haben die letzten fünf Spiele gegen die TSG nicht mehr verloren, besonders heimstark sind die Hopp’schen Jungs auch nicht. Dabei ist der Gegner weitaus höher einzuschätzen als sein Tabellenplatz, die anhaltenden Probleme der Mannschaft (nach zehn Spieltagen noch auf Platz 4!) sind wohl die größte sportliche Negativüberraschung in dieser Saison. Also, schnappen wir uns die drei Punkte in Sinsheim, Platz drei und die Champions League sind doch ein großartiger Anreiz!
Jede Menge Namen kochen in der Gerüchteküche, von Tousart und Ngankam von Hertha über Lingard von Nottingham Forest bis hin zu Naby Keita, dessen Vertrag in Liverpool ausläuft, Alex Kral von Schalke (bzw. Spartak Moskau) gilt fast schon als sicher. Nun, mittlerweile dürften wir gelernt haben, dass bei uns fast nichts undenkbar ist – aber auch, dass es selten die Spieler werden, die schon dreimal durch Foren, Internet und Presse gennant wurden. Oliver Ruhnert (51) hat mit Sicherheit schon ein paar Ideen, wie man unseren Kader verbessern kann, ohne ihn dabei zu sprengen… Ohnehin werden erstmal die Voraussetzungen festgezurrt und dann sehen wir weiter! Auf ein spannendes Bundesligawochenende!
15. Mai: Lichtenberg 47 und das 25-Millionenspiel
Icke: Unser Weltklasse-Becker hat zugeschlagen. Genau er hat den Unterschied gemacht. 2 Tore selbst geschossen und weitere 2 Tore für andere vorbereitet. Mehr geht fast nicht. Hoffentlich können wir ihn halten. Hoffentlich weiß er – was er in Köpenick hat. Allerdings soll sein Vertrag nur bis 2024 laufen. Wenn dem so ist, dann lieber noch 15-20 Millionen kassieren, anstatt ihn ein Jahr später für Null ziehen zu lassen. Für ihn an die finanziellen Grenzen unserer Möglichkeiten zu gehen, lohnt allemal. Er könnte auch die Champions-League aufmischen.
Die Qualifikation zur Europa-League haben wir sicher. Mit 3 Punkten Vorsprung (plus 8 Toren mehr) können wir in den letzten 2 Spielen sogar einmal verlieren, wenn wir das 2. Spiel gewinnen. Es sieht alles sehr gut aus. Viele Medien berichteten auch vom 25-Millionen-Spiel. Ohne es nachgerechnet zu haben, eine schöne Summe Geld, die uns da winkt. Wir vergessen mal nicht, wir bauen gerade ein nigelnagelneues Nachwuchs-Zentrum für viele Millionen Baukosten und wollen im nächsten Jahr das Stadion weiter ausbauen. Da kommt dieser Geldsegen genau richtig.
Freitagabend war ich – nach langer Zeit – wieder mal bei Lichtenberg 47. Jetzt kämpfen sie um den Klassenerhalt in der Regionalliga/Nordost. Vierthöchste Spielklasse immerhin. Schon als Kind nahm mich mein Opa dort mit. Später durfte ich sogar ein Jahr A-Jugend dort spielen. Und was hat sich in den letzten 30 Jahren verändert? Gott sei Dank, nicht viel. Natürlich gibt es jetzt eine Flutlichtanlage und modernisierte Tribünen. Aber das alte Funktionsgebäude steht noch wie eh und je. es hat nur ein paar Spritzer neue Farbe bekommen. Und die älteren Semester sitzen immer noch auf der Tribüne und schreien ihre Weisheiten aufs Feld. Immerhin waren gegen TeBe 1100 Zuschauer dort. Unter ihnen auch viele Unioner. Das hörte man und sah man. Es war ein verteiltes Spiel, in dem die Westberliner in Führung gingen. Ab der 60. Minute spielte dann aber nur noch 47. Teilweise mit Einschnür-Fußball. Aber der Ausgleich wollte nicht fallen. Auch weil die 47er keinen Strafraumspieler haben. Und dann kam die 94. Minute. Nochmal Ecke für 47 und Graf trifft. Dann folgt der Abpfiff. Ohrenbetäubender Jubel beim Amateur-Fußball. Das hat Spaß gemacht. Beste Spieler bei 47 waren Regisseur Gawe und Ex-Unioner Reiniger, der die Abwehr gut zusammenhielt. Erwähnenswert auch, mit den beiden Ex-Unionern Hollwitz und L. Koch fehlten den 47er absolute Leistungsträger. Dafür war es eine ordentliche Leistung. Und was auch nicht jeder weiß, 47 ist eine der ganz wenigen Ausnahmen in der 4. Liga, wo die Spieler wirklich noch arbeiten gehen. Die Mehrheit der Teams spielt unter Profi-Bedingungen oder einem Mix daraus. Keeper Wollert – der normal zu den besten Keepern der Liga gehört, griff beim 0:1 daneben. Machte aber später diesen Fehler durch tolle Paraden und sicheres Aufbauspiel wieder weg.
Am kommenden Wochenende spielt Union in Hoppenheim. Schon da kann für die Elite-Liga zu 99% alles klar gemacht werden, wenn Union das Auswärtsspiel gewinnt. Hoffenheim ist noch nicht durch im Abstiegskampf. 2 Punkte Differenz trennen sie vom 16. Platz. Das wird ein hart umkämpftes Spiel. Aber wir haben ja Becker! Eisern.
14. Mai: Weltklasse-Becker, Stress und ein gutes Ende
Unionfux: Bitte, macht doch sowas nicht mit einem alten Mann mit Bluthochdruck – nach der ersten Hälfte denke ich zufrieden, was wird das für ein entspannter Nachmittag, in der zweiten Hälfte freut man sich, raucht, unterhält sich mit dem und dem… Und wie auch nicht? Die ersten fünfundvierzig Minuten waren das Beste, was ich seit längerem bei uns gesehen habe: Vom ersten Moment an selbstbewusst, sicher und druckvoll gehen wir mit der ersten guten Gelegenheit in Führung – der lange Ball von Knoche wird von Behrens auf Becker verlängert, der schirmt den Ball clever ab, legt zurück auf Behrens, der bleibt cool, lässt noch einen Freiburger aussteigen und schießt ins rechte Eck.
Und wir behalten den Fuss auf dem Gas, erarbeiten uns spielerisch Chance um Chance und belohnen uns nach 36 Minuten dafür: Becker sichert einen langen Ball, setzt sich dann geschickt durch, Pass auf Knoche, der dem durchstartenden Becker den Ball perfekt in die Gasse schiebt und der tunnelt Flekken. Und legt zwei Minuten später nach, wieder auf Pass von Knoche, der auf die Strafraumgrenze ablegt und Becker zieht den Ball gnadenlos und knallhart ins kurze Eck – Doppelschlag! Von Freiburg kommt so gut wie nichts, die Stimmung in der Alten Försterei ist ebenso euphorisch wie gelöst, der Freiburg-Drops scheint gelutscht.
Umso erstaunlicher ist es, dass wir die zweite Halbzeit weitgehend an die Freiburger abgeben und die nutzen dieses Angebot – erst trifft Gulde nach einer Ecke nahezu unbedrängt und dann erwischt Doekhi zu wenig Ball und zu viel Sallai. Schade, dass Rönnow Grifos Panenka-Elfer nicht mehr erwischt, denn jetzt beginnt die unerwartete hochgradige Stressphase: eine 3:0-Führung zu Hause verspielen? In einem Sechs-Punkte-Spiel? Bloß nicht, und es sind ja noch zwanzig Minuten plus Nachspielzeit zu gehen. Und die Freiburger drücken weiter, auch wenn sie aus dem Spiel kaum zu gefährlichen Abschlüssen kommen. Knackpunkt zu unseren Gunsten ist die 80. Minute: Gerade hat Knoche noch in höchster Not vor Sallai gerettet, da erobert der eingewechselte Jordan den Ball und schickt blickig den startenden Becker, der ebenfalls eingewechselte Laidouni denkt und sprintet auf der anderen Seite mit, Gulde ist zu überrascht, um noch hinterherzukommen und im perfekten Moment spielt Becker den perfekten Querpass und unser Franko-Tunesier macht eiskalt sein erstes Tor – was für eine Erlösung!
Becker mit seiner vierten Torbeteiligung, das schaffte in der Bundesliga bei uns noch keiner – und die Alte Försterei explodiert, es fallen diverse Steine von diversen Unioner-Herzen inklusive dem allgemeinen Stoßseufzer: Na, das muss es jetzt doch sein! Und so ist es auch, selbst wenn es noch einmal brenzlig wird: Erst verschätzt sich der sonst so unfehlbare Rönnow etwas bei einer Flanke und kann nur zur Ecke abwehren und im Anschluß spitzelt Ginter den Ball an die Unterkante der Latte und erwischt dann noch den Abpraller, aber der für Schäfer gekommene Thorsby rettet aufmerksam auf der Linie – das war’s! Ein unterm Strich absolut verdienter Sieg, auch wenn ich auf den Spannungsfaktor nur allzu gern verzichtet hätte, aber die Alte Försterei ist auch im zweiundzwanzigsten ungeschlagenen Spiel in Folge nun mal kein Ponyhof.
Fakt ist jetzt jedenfalls: Platz fünf ist uns nicht mehr zu nehmen, die Europa League also sicher – und die Champions League in greifbarer Nähe, denn wir haben es selbst in der Hand! Ich spar‘ mir jetzt mal alle begeisterten Ausrufe, dazu ist am 27. Mai gegen halb sechs noch genügend Zeit. Aber extrem cool ist das schon… Natürlich darf nicht unerwähnt bleiben, dass der Captain sein 300. Pflichtspiel für unseren Verein absolviert hat, das ist eine Wahnsinnszahl in diesen Zeiten, wer weiß, ob wir sowas nochmal erleben werden – und da kommen ja noch ein paar! Den Rekordhalter „Meter“ Hendel wird er wohl nicht mehr einholen können, aber „Bulle“ Sigusch und „Keiler“ Persich, allesamt Union-Legenden, sind in greifbarer Nähe. Und unser Österreicher gehört (nicht erst seit gestern) dazu, Glückwunsch, Trimmi, danke, eisern und weiter so! Und das Beste: Das war ein überaus würdiges Jubiläum, welches in den kommenden zwei Wochen noch vergoldet werden wird!
12. Mai: Noch drei!!
Unionfux: Da waren’s nur noch drei, also, sowohl Kandidaten um die beiden verbleibenden Champions League-Plätze als auch Saisonspiele – und am Samstag kann schon eine Vorentscheidung fallen: Der punktgleiche SC Freiburg kommt in die Alte Försterei. Man könnte bei einem Sieg Freiburg auf drei Punkte distanzieren und bräuchte dann „nur noch“ einen weiteren Sieg, um quasi sicher zumindest in der CL-Qualifikation zu sein.
Keine Frage, es gibt vermeintlich leichtere Aufgaben, aber geschenkt kriegt man die Fleischtöpfe des europäischen Fussballs nun mal nicht. Auswärtsstark ist der SC durchaus; zuletzt wurde Anfang Februar in Dortmund verloren. Andererseits haben wir in der Bundesliga Zuhause gegen die Streichtruppe noch nicht verloren und bekanntlich in dieser Spielzeit noch gar nicht. Aber natürlich heißt es morgen: Neues Spiel, neues Glück. Und traditionell sehen wir ja gegen stärkere Mannschaften besser aus. Das werden äußerst spannende neunzig Minuten bei schönem Frühlingswetter: Die Alte Försterei wird brodeln! Urs Fischer kann aus dem Vollen schöpfen. Mal sehen, wieviele aus der Augsburger Anfangself kippen werden – zumindest Diogo Leite für Jaeckel ist mehr als wahrscheinlich. Eventuell beginnen Thorsby und Schäfer für die zuletzt eher übersichtlichen Haberer und Laidouni und auch ein Trimmel in der Startformation wäre nicht verwunderlich, zu harmlos waren zuletzt unsere Standards.
Was die Einkaufspolitik unseres Vereins in der kommenden Transferperiode angeht, so ließ sich Oliver Ruhnert im jüngsten Sport1-Doppelpass so gar nicht beirren: Auch für die Champions League wird das funktionierende Gefüge der Kabine nicht zerstört. Da kommen keine Stars, die dann plötzlich wesentlich mehr als der Rest verdienen und entsprechende Allüren haben. Denn so dumm, erfolgsbesoffen und realitätsfern kann und wird bei uns keiner sein, dass er die so perfekte Philosophie über Bord wirft – für einige Journalisten in der Runde schwer zu glauben, aber so sieht’s aus. Das heißt nicht, dass gar kein Risiko eingegangen wird, aber es wird keinesfalls einen vertretbaren Rahmen sprengen.
Ohnehin muss man sehen, welcher Spieler, den wir an und für sich gern behalten würden, uns verlässt und was er dabei einbringt. Dann wissen wir auch, welche Löcher noch gestopft werden müssen. Einen Zehner werden wir so oder so brauchen und verpflichten und auch im Sturm sollte jemand kommen, der besser und zuverlässiger trifft als das aktuelle Personal. Es schwirren eine Menge Namen durch die Luft. Nicht ungewöhnlich, denn die Journalisten brauchen ja auch was zu schreiben, allzu ernst sollte man da also nichts nehmen. Aber das ist noch Zukunftsmusik, sind noch ungelegte Eier, das Fell des nicht erlegten Bären. Wichtig ist, dass morgen der Schuss sitzt: Drei Punkte gegen Freiburg und sonst nichts!!
10. Mai: Zwei aus drei Spielen sollten „normal“ reichen
Icke: Drei knallharte Endspiele folgen nun für uns (und für andere). Es geht um nichts Geringeres als die Champions-League. Gewinnen wir die zwei Heimspiele gegen Freiburg und gegen Bremen und das Auswärtsspiel in Hoppenheim, so haben wir diese ziemlich sicher erreicht. Weil wir neben der Punktgleichheit mit Freiburg, aktuell auch noch vier Tore Vorsprung haben. Das zählt bei Punktgleichheit. Da aber nicht davon auszugehen ist, dass Freiburg alle seine Spiele gewinnt, reicht es wahrscheinlich, die zwei Heimspiele zu gewinnen.
Das ist schon realistisch. Vor allem hat Freiburg am letzten Spieltag ein schweres Spiel in Frankfurt auf der Agenda. Auch den Leipzigern traut man kaum zu, alle ihre drei Spiele zu gewinnen. Warum? Sie müssen nächste Woche in München antreten. Dazu empfangen sie am letzten Spieltag Schalke und für die Gelsenkirchener geht es um den Abstieg. Die werden sich zerreißen. Das schwerste Spiel dürfte für uns jetzt am Wochenende anstehen. Der direkte Vergleich mit Freiburg. Gewinnen wir das Battle, so haben wir wohl 50 Prozent eingefahren. Und auch in Hoppenheim traue ich uns durchaus einen Punkt zu. So richtig rund läuft es bei der BSB SAP noch nicht. Es trennen sie nur vier Punkte zum Relegationsplatz 16. Sicher scheint Platz 5, der für die Europa-League reicht. Auch das wäre ein zu beklatschender großer Erfolg. Zu Leverkusen auf Platz 6 haben wir neun Punkte Vorsprung. Das Ding ist durch. Es reicht hier ein kleines Pünktchen, wenn Leverkusen alles gewinnen sollte.
Beim Thema Zugänge verdichtet sich Kral immer mehr. Nicht wenige Medien berichten, es sei schon alles klar. Ebenso und zu meinem Erstaunen hört man das Gleiche – oft von Dest. Nun kann man darüber diskutieren oder auch nicht. Eben weil beide Positionen mit Khedira und Roussillon schon erstklassig besetzt sind. Dass die beiden Kicker eine verdammt hohe Qualität besitzen, bestreitet keiner. Ducksch und Kownacki sind die danach folgenden „heißen“ Gerüchte. Auch Boniface scheint noch im Rennen zu sein.
Freitagabend (12. Mai) um 19 Uhr spielt im Zoschke-Stadion Lichtenberg 47 gegen den Abstieg. Die 47 waren es schon immer und werden es auch bleiben – beliebt bei Unionern! Mit mir können sie rechnen. Und viele Unioner werden auch vor Ort sein. Erst recht, weil es gegen die TeBe’ler geht. In einer Unbeliebtheits-Skala folgen die Lila-Westberliner gleich hinter den Unaussprechlichen aus Hohenschönhausen. Schließt Euch an und macht mit! Freitagabend um 19 Uhr. Gleich hinter den alten Stasi-Häusern am U-Bahnhof Magdalenenstraße. 47 muss gegen TeBe gewinnen! Und Unioner helfen gern. Wir brüllen sie zum Sieg. Eisern!
7. Mai: Das war wohl nischt: Augsburg bleibt ein Angstgegner
Unionfux: Da hatten wir wohl alle wesentlich mehr erhofft und erwartet: der Auftritt in Augsburg ist doch ziemlich ernüchternd und enttäuschend, unserem Angstgegner (nur einmal haben wir gegen sie gewonnen: im ersten Bundesligajahr zu Hause mit 2:0 nach Toren von Subotic und Ingvartsen) muss gar nicht mal so viel gelingen, nach 53 Minuten genügt eine kollektive Unaufmerksamkeit nach einem Einwurf, dass Augsburg mit dem einzigen wirklich gelungenen und gefährlichen Torschuss des gesamten Spiels in Führung gehen kann, da außen Vargas nicht an der Flanke gehindert wird und Jaeckel in der Mitte den Torschützen Beljo aus den Augen verliert.
Und in den folgenden vierzig Minuten, eigentlich ja ausreichend Zeit, um noch was zu reißen, haben wir zwar wesentlich mehr Ballbesitz und sind auch irgendwie bemüht und flanken fleißig, aber es kommt nichts wirklich dabei rum. Koubek kann sein erstes Zu-Null-Spiel feiern, richtig gefordert ist er eigentlich nur bei einem Kopfball von Behrens und vielleicht noch bei einem Beckerschuss in Hälfte eins, der Rest ist Torhüteralltag.
Augsburg wirkt insgesamt etwas bissiger und leidenschaftlicher, wenn auch nicht besser, nichtsdestotrotz verlieren wir das Spiel und es hat etwas von sang- und klanglos. Interessant am Rande und eigentlich ja ungewöhnlich für uns: wir haben wesentlich mehr Ballbesitz und sind weniger gelaufen als der Gegner und es zeigt auch, wieder mal – irgendwie tun uns die Mannschaften aus dem letzten Tabellendrittel nicht so gut – wir machen nun mal nicht so gern das Spiel und da scheint auch kein Kurztrainingslager zu helfen … Und es zeigt auch: abermals sind offensives Mittelfeld und Angriff unsere Achillesferse. In den letzten fünf Spielen gelingen uns lediglich drei Tore: Behrens in Dortmund, Juranovic gegen Bochum und Becker in Mönchengladbach.
Und in diesen fünf Spielen haben wir auch nicht massig Chancen vergeben, wir arbeiten einfach kaum welche raus. Das ist zu wenig für das große Ziel, zu wenig für eine Spitzenmannschaft der Liga (und das sind wir derzeit!), auch wenn natürlich klar ist, dass trotzdem noch alles drin ist in den folgenden drei Spielen, zumal zwei davon Heimspiele sind.
An anderer Stelle hab ich’s schon mal erwähnt, dass Saisonendspurts ja unsere Spezialität sind, noch sind neun Punkte zu holen. Und man kann auch sagen, dass die Europa League weitgehend sicher sein müsste, nachdem uns wenigstens Leverkusen am Freitag den Gefallen getan hat, gegen Köln zu Hause zu verlieren – damit haben die Pillendreher wohl auch kaum gerechnet, genauso wie Mainz zu Hause überraschend gegen Schalke verliert – wir sehen also, solche ärgerlichen und unerwarteten Ergebnisse kommen auch anderswo und immer wieder vor.
Also: heute noch ein bisschen ärgern – ab morgen ist wieder Zuversicht angesagt. Am Samstag kommt Freiburg zum Spitzenspiel in die Alte Försterei, da kann ein großer Schritt gegen einen direkten Konkurrenten um die Champions League-Plätze gemacht werden – bis dahin wird analysiert und an den Stellschrauben gedreht, damit der Mai zum unvergesslichen Wonnemonat für uns wird!
5. Mai: Platz 3 wird gehalten!
Unionfux: Der Mai ist gekommen – und jetzt kommen auch unweigerlich die Spiele, die über die ganze Saison entscheiden, quasi die Endspiele der Endspiele: auswärts in Augsburg und Hoffenheim, zu Hause gegen Freiburg und Bremen. Das ist kein Spiel einfach nur ein Bundesligaspiel, jetzt geht’s um alles.
Gut, selbst, wenn wir am Ende Siebter werden würden, müsste man angesichts unseres Budgets immer noch hochzufrieden sein. Aber man muss auch sagen – angesichts der Tatsache, dass wir keinen Spieltag bisher schlechter als Platz fünf gewesen – oder noch anders: an 25 Spieltagen belegten wir die ersten drei Plätze, dass alles andere als die Champions League eine leichte, alles andere als die Europa League eine schwere Enttäuschung wäre. So, als würde man ein 2:0 in der Nachspielzeit noch aus der Hand geben – da kann man ja auch nicht sagen: ja, vor dem Spiel wärt ihr doch mit nem Unentschieden superglücklich gewesen… Mit der Ausgangslage und dem Restprogramm, nicht zuletzt sahen wir im Endspurt der Bundesliga immer gut aus, traue ich uns zu, Platz drei letztlich zu halten – und das wäre nun wirklich unglaublich! Was soll denn danach noch kommen? Aber darum können wir uns ja später kümmern.
Zuerst einmal müssen wir zu einem, ja, Angstgegner, dem FC Augsburg. Auch, wenn der ehemalige König von Köpenick, Rafal Gikiewicz, wohl nicht im Tor stehen wird und ihr bester Torschütze Berisha auch angeschlagen ist, der FCA zum letzten Mal vor zwei Monaten gewonnen hat und zudem in dieser Saison nicht so wirklich heimstark ist und obendrein der Doppeltorschütze aus dem Hinspiel, Niederlechner, mittlerweile für Hertha (keine) Tore schießt, das wird ein hartes Stück Arbeit – hey, wie im Grunde fast jede Bundesligapartie. Im Vorbeigehen schlagen wir niemanden, das ist einerseits schade, verhindert andererseits aber auch allzu hochnäsiges Denken.
Auch Urs Fischer weiß natürlich, worum es geht, nicht umsonst ist die Mannschaft bereits seit Mittwoch in Bayern – in Rottach-Egern bereitet man sich in einem Kurztrainingslager auf das Auswärtsspiel vor, das klingt nicht nach: ach, ma gucken, wie’s so läuft…
Außer Diogo Leite, der mit der fünften Gelben gesperrt ist, ist die volle Kapelle an Bord, zudem gibt es mit Andras Schäfer wieder eine interessante Option im Mittelfeld. Viele Experimente wird’s wohl nicht geben, eigentlich steht nur die Frage: Jordan oder doch wieder Behrens? Ich tippe auf Behrens, genauso wie, ganz hartnäckig und straight, auf drei Punkte für uns. Spielen wir so wie in Mönchengladbach oder wie gegen Leverkusen – dürfte das, ohne große Zweifel, auch was werden, Angstgegner hin oder her.
Titelfoto: Andreas Gora/dpa
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Die Autoren:
Beecke (Christian Beeck, 50), Ex-Bundesliga-Spieler (Hansa, Cottbus), Ex-Union-Manager, 21 Länderspiele für DDR-Junioren, stammt aus dem eigenen Nachwuchs von Union, lebt heute an der Küste, hat 2 Kinder und arbeitet als Geschäftsführer bei Energy World.
Icke (Jürgen Heinemann, 58) ist seit 1975 Unioner, als Betriebswirt seit über 30 Jahren im Vertrieb tätig, stammt ursprünglich aus der IT-Branche, ist verheiratet, hat 1 erwachsenes Kind, lebt heute in Grünheide – im Speckgürtel Berlins und arbeitet bei TAG24.
Unionfux (Tobias Saalfeld, 54) ist seit über 40 Jahren Unioner, er arbeitet als Freischaffender für Bühne, Funk und Fernsehen, auch dort schreibt er.
24. Mai: Spannend wie verrückt
Icke: Unser Spiel gegen Bremen haben wir nun schon ausreichend dokumentiert. Aber was passiert denn außerhalb des Union-Fokus noch so alles? Viel! Die Meisterfrage wird am letzten Spieltag beantwortet. Wie schon gesagt, auch der vierte Champions-League-Platz ist noch offen. Hier spielen wir die Hauptrolle. Auch um Platz 6, der auch noch ein internationaler Startplatz ist, streiten sich noch Leverkusen, Wolfsburg und Frankfurt. Da die Brause-Vermarkter im Pokal-Finale stehen, aber auch schon Platz 3 und damit die Meister-Klasse geschafft haben, kann auch noch Bundesliga-Platz 7 interessant werden. Wolfsburg und Frankfurt heißen hier die Konkurrenten. Und in die Abstiegsfrage sind gar noch 6 Teams verwickelt. Sicher ist hier nur der Hertha-Abstieg. Das heißt, es gibt kaum einen Meter Platz, wo nicht gekämpft wird. Nichts ist komplett geklärt. Und für viele Vereine geht es um sehr viel. Ein Bundesligaabstieg ist sicherlich genauso schlimm, wie bei den Bayern, wenn sie auch den dritten Titel verspielen. Gab es schon einmal ein Finale in der Bundesliga, wo es dermaßen viele offene Entscheidungen gab? Ich kann mich nicht wirklich an ein ähnliches Jahr erinnern. Nur für die Plätze 9-12 (Mainz, Köln, Gladbach, Bremen) und Platz 18 (Hertha) – sind die letzten Entscheidungen völlig egal. Denn entgegen den Meldungen der Sportschau (letzten Samstag) ist selbst Hoppenheim noch nicht gerettet. Gewinnt Stuttgart gegen die BSG SAP zum Beispiel mit 4:0 und gewinnen parallel Bochum und Augsburg ihre Spiele, so ist Hoppenheim plötzlich wieder auf Abstiegs-Relegations-Platz 16. Ein spannender Krimi-Samstag, der da kommt. Eisern!
21. Mai: Das Knaller-Endspiel
Icke: Nun kommt es – das absolute Endspiel. Freiburg und wir haben vor dem letzten Spieltag der Bundesliga je 59 Punkte. Wir sind auf Platz 4, weil wir das um 4 Tore bessere Torverhältnis haben. Und Platz 4 ist das Ziel, es berechtigt in der kommenden Saison in der Champions-League zu starten. Was nicht nur sportlich, sondern auch finanziell sehr attraktiv ist. Wir haben ein Heimspiel gegen Werder Bremen, die Freiburger müssen nach Frankfurt fahren. Ein kleiner Vorteil für uns. Weil Frankfurt könnte noch Platz 7 schaffen. Allerdings müsste dann Wolfsburg keinen 3er gegen Hertha zu Hause holen. Eine irre Rechnerei. Für uns ist die Rechnung ganz einfach, wir müssen Bremen schlagen. Punkt. Ein Unentschieden gegen Bremen reicht nur, wenn Freiburg in Frankfurt verliert. Aber darauf sollten wir uns nicht einlassen. Das könnte schief gehen. Also volle Konzentration und Fokussierung auf diese 90 Minuten. Zusammen mit unserer Fan-Hölle sollte das gelingen.
Fauxpas (und Geschenke) wie die, die wir in Hoppenheim verteilten, müssen wir aber unterlassen. Bremen wird sich nicht ergeben. Die werden Fußball spielen. Schäfer wird verletzt fehlen und mit Sicherheit nicht spielen. Ob Fischer den Mut hat, Leite in die Startformation zu stellen, bleibt abzuwarten. Ansonsten wäre Baumgartl auch eine gute Lösung. Laidouni war in Hoppenheim der einzige Lichtblick aus unserer Sicht. Er sollte wegen seiner guten Leistung – neben Haberer auflaufen.
Das zweite „Luxus-Problem“ ist die rechte Seite. Trimmel oder Juranovic. Eigentlich kann man einen so guten Spieler wie Juranovic kein zweites Mal aus der Startformation streichen. Aber was tun? Ihn auf links zu bringen ist auch keine Bomben-Idee, weil Roussillon gerade in Heimspielen, immer eine Bank ist. Auf seine Freistösse möchte ich ungern verzichten. Wenn das Spiel nicht so enorm wichtig wäre, hätte ich es gut gefunden, Juranovic mal auf die offensivere Halbposition im Mittelfeld aufzustellen. Aber nein, in diesem Spiel wird es keine Experimente geben.
Zusammengefasst: Im Tor ist Rönnow gesetzt, in der Abwehr Doekhi und Knoche ebenfalls. Der 3. Verteidiger wird aus dem Trio Leite/Baumgartl/Jaeckel ermittelt. Sollte Jaeckel reinkommen, so spielt Doekhi den linken Part. Natürlich ist Khedira auf der 6 auch gesetzt. Auf den Außenbahnen heißt es 2 aus 3 (Trimmel/Roussillon/Juranovic).
Haberer (der Ex-Freiburger) wird eine Stelle im offensiven Mittelfeld besetzen. Bei der zweiten Stelle für das offensive Mittelfeld tippe ich mal auf Laidouni. Die defensivere Variante würde Thorsby heißen. Da Schäfer verletzt ist und Experimente (Juranovic) in diesem wichtigen Spiel verboten sind, wären das genau die Alternativen. Und ganz vorn, sind natürlich Becker und Behrens für die Startformation unantastbar. Auf ein erfolgreiches Spiel – mit Union in der kommenden Saison in der Meister-Klasse. Die Fußball-Welt würde sich die Augen reiben. Und das ist gut so! Eisern!
21. Mai: Schnell vergessen, Werder schlagen!
Unionfux: Eins konnte man in den vergangenen fünf Jahren relativ leicht lernen über Urs Fischer: gewechselt wird frühestens nach einer Stunde. Wechsel zur Pause? Dann muss sich jemand verletzt haben. Ansonsten nicht.
Aber es gibt natürlich Ausnahmen, dann ist er richtig sauer, so wie bei der sang- und klanglosen Pokalniederlage in Frankfurt, wo gleich drei Leute in der Kabine bleiben durften. Oder wie gestern, als Thorsby und Diogo Leite klargemacht wird, dass der Trainer nicht so recht glücklich ist. Besonders der Portugiese ist der Unglücksrabe der ersten Hälfte: fataler Stellungsfehler vor dem ersten Gegentreffer, ungeschickt vor dem Elfmeter, wobei man den nicht hätte unbedingt geben müssen.
Es gibt eigentlich nur eine ordentliche Szene vor der Pause – Doekhis unwiderstehlicher Kopfball unter die Latte nach Trimmelecke. Nach der Pause sind wir bemüht, versuchen Druck aufzubauen, aber die ganz großen Chancen bleiben aus. Stattdessen kassieren wir kurz vor Schluss das dritte Tor, können darauf durch Laidouni tatsächlich noch antworten, nur um darauf wirklich und tatsächlich den vierten Treffer zu naschen. Gott, ich hasse Fussball…
Keine Frage, Hoffenheim ist eigentlich besser als ihr Tabellenplatz, aber es ist schon erschütternd, wie gern wir die Räuberleiter für Abstiegskandidaten abgeben. Das frustriert schon ein wenig – und es zeigt auch, dass nicht alles Gold ist, was glänzt und obendrein, dass Robin Knoche momentan kaum zu ersetzen ist. Platz drei hat sich leider erledigt, weil nicht mal auf die Bayern Verlass ist, aber die Champions League ist locker noch drin, wenn wir am kommenden Samstag zu Hause Werder Bremen schlagen. Wird nicht einfach, aber machen wir.
Denn auch die abermalige Qualifikation zur Europa League wäre ein Riesenerfolg – aber ganz ehrlich, wenn man die gesamte Saison nie schlechter als Platz fünf war (und auch der war eher selten), dann ist Platz fünf doch eine kleine Enttäuschung, das liegt nun mal in der Natur der Sache. Aber darüber brauchen wir gar nicht zu philosophieren: alles wird gut, dank unserer Heimstärke und der bereits geretteten Werderaner.
Was sonst noch passierte? Die Bayern schmeißen unter Trainerwunderkind Tuchel höchstwahrscheinlich auch den dritten Wettbewerb weg und die Hertha hat endlich das eingetütet, was sich seit längerer Zeit HSV-artig angedeutet hatte – sie sind abgestiegen. Der Begriff „tragisch“ verbietet sich bei 26 Punkten nach 33 Spieltagen und angesichts 374 grandios verdummter Windhorst-Millionen. Aber das ist momentan gar nicht ihr größtes Problem, sondern der Erhalt der Profifussball-Lizenz. Es bleibt spannend…
19. Mai: Ein Sieg für die Champions League!
Unionfux: So, jetzt geht es noch um zwei Saisonziele: Platz drei und die Champions League. Weil Rote Brause am vergangenen Sonntag in der Nachspielzeit dummerweise gegen Werder noch das Siegtor geschossen hat (ich hab mich sehr geärgert, fragt mal meine Nachbarn…), müssen dazu wohl zwei Siege her. Jedenfalls für Platz drei. Für die Champions League dürfte einer reichen, der SC Freiburg hat noch zwei größere Brocken abzuräumen: Wolfsburg und Frankfurt, die beide noch nach der Conference League schielen, besser als nichts, so könnte die Saison noch halbwegs gerettet werden.
Okay, für unseren morgigen Gegner Hoffenheim könnte es bei einer Niederlage auch nochmal richtig eng werden, denn am letzten Spieltag müssen sie nach Stuttgart. Insofern wird das ein verdammt heißer Tanz, entscheidend wird sein, wen der Druck eher lähmt und wen er anspornt. Es ist natürlich schade, dass Andras Schäfer wieder ausfällt, sein linker Mittelfuss hat wieder etwas abbekommen, zum dritten Mal hintereinander, hoffentlich ist das kein ewiger Schwachpunkt bei ihm. Bleibt zu wünschen, dass er zur neuen Saison wieder fit wird, wie wichtig er für die Mannschaft sein kann, hat man bei unserem Sieg gegen Freiburg gesehen.
Zudem könnte der unter der Woche kränkelnde Robin Knoche ausfallen und das wäre schon fatal: unser Abwehrchef ist derzeit unersetzlich. Nichtsdestotrotz traue ich uns einen Sieg in Hoffenheim zu – wir haben die letzten fünf Spiele gegen die TSG nicht mehr verloren, besonders heimstark sind die Hopp’schen Jungs auch nicht. Dabei ist der Gegner weitaus höher einzuschätzen als sein Tabellenplatz, die anhaltenden Probleme der Mannschaft (nach zehn Spieltagen noch auf Platz 4!) sind wohl die größte sportliche Negativüberraschung in dieser Saison. Also, schnappen wir uns die drei Punkte in Sinsheim, Platz drei und die Champions League sind doch ein großartiger Anreiz!
Jede Menge Namen kochen in der Gerüchteküche, von Tousart und Ngankam von Hertha über Lingard von Nottingham Forest bis hin zu Naby Keita, dessen Vertrag in Liverpool ausläuft, Alex Kral von Schalke (bzw. Spartak Moskau) gilt fast schon als sicher. Nun, mittlerweile dürften wir gelernt haben, dass bei uns fast nichts undenkbar ist – aber auch, dass es selten die Spieler werden, die schon dreimal durch Foren, Internet und Presse gennant wurden. Oliver Ruhnert (51) hat mit Sicherheit schon ein paar Ideen, wie man unseren Kader verbessern kann, ohne ihn dabei zu sprengen… Ohnehin werden erstmal die Voraussetzungen festgezurrt und dann sehen wir weiter! Auf ein spannendes Bundesligawochenende!
15. Mai: Lichtenberg 47 und das 25-Millionenspiel
Icke: Unser Weltklasse-Becker hat zugeschlagen. Genau er hat den Unterschied gemacht. 2 Tore selbst geschossen und weitere 2 Tore für andere vorbereitet. Mehr geht fast nicht. Hoffentlich können wir ihn halten. Hoffentlich weiß er – was er in Köpenick hat. Allerdings soll sein Vertrag nur bis 2024 laufen. Wenn dem so ist, dann lieber noch 15-20 Millionen kassieren, anstatt ihn ein Jahr später für Null ziehen zu lassen. Für ihn an die finanziellen Grenzen unserer Möglichkeiten zu gehen, lohnt allemal. Er könnte auch die Champions-League aufmischen.
Die Qualifikation zur Europa-League haben wir sicher. Mit 3 Punkten Vorsprung (plus 8 Toren mehr) können wir in den letzten 2 Spielen sogar einmal verlieren, wenn wir das 2. Spiel gewinnen. Es sieht alles sehr gut aus. Viele Medien berichteten auch vom 25-Millionen-Spiel. Ohne es nachgerechnet zu haben, eine schöne Summe Geld, die uns da winkt. Wir vergessen mal nicht, wir bauen gerade ein nigelnagelneues Nachwuchs-Zentrum für viele Millionen Baukosten und wollen im nächsten Jahr das Stadion weiter ausbauen. Da kommt dieser Geldsegen genau richtig.
Freitagabend war ich – nach langer Zeit – wieder mal bei Lichtenberg 47. Jetzt kämpfen sie um den Klassenerhalt in der Regionalliga/Nordost. Vierthöchste Spielklasse immerhin. Schon als Kind nahm mich mein Opa dort mit. Später durfte ich sogar ein Jahr A-Jugend dort spielen. Und was hat sich in den letzten 30 Jahren verändert? Gott sei Dank, nicht viel. Natürlich gibt es jetzt eine Flutlichtanlage und modernisierte Tribünen. Aber das alte Funktionsgebäude steht noch wie eh und je. es hat nur ein paar Spritzer neue Farbe bekommen. Und die älteren Semester sitzen immer noch auf der Tribüne und schreien ihre Weisheiten aufs Feld. Immerhin waren gegen TeBe 1100 Zuschauer dort. Unter ihnen auch viele Unioner. Das hörte man und sah man. Es war ein verteiltes Spiel, in dem die Westberliner in Führung gingen. Ab der 60. Minute spielte dann aber nur noch 47. Teilweise mit Einschnür-Fußball. Aber der Ausgleich wollte nicht fallen. Auch weil die 47er keinen Strafraumspieler haben. Und dann kam die 94. Minute. Nochmal Ecke für 47 und Graf trifft. Dann folgt der Abpfiff. Ohrenbetäubender Jubel beim Amateur-Fußball. Das hat Spaß gemacht. Beste Spieler bei 47 waren Regisseur Gawe und Ex-Unioner Reiniger, der die Abwehr gut zusammenhielt. Erwähnenswert auch, mit den beiden Ex-Unionern Hollwitz und L. Koch fehlten den 47er absolute Leistungsträger. Dafür war es eine ordentliche Leistung. Und was auch nicht jeder weiß, 47 ist eine der ganz wenigen Ausnahmen in der 4. Liga, wo die Spieler wirklich noch arbeiten gehen. Die Mehrheit der Teams spielt unter Profi-Bedingungen oder einem Mix daraus. Keeper Wollert – der normal zu den besten Keepern der Liga gehört, griff beim 0:1 daneben. Machte aber später diesen Fehler durch tolle Paraden und sicheres Aufbauspiel wieder weg.
Am kommenden Wochenende spielt Union in Hoppenheim. Schon da kann für die Elite-Liga zu 99% alles klar gemacht werden, wenn Union das Auswärtsspiel gewinnt. Hoffenheim ist noch nicht durch im Abstiegskampf. 2 Punkte Differenz trennen sie vom 16. Platz. Das wird ein hart umkämpftes Spiel. Aber wir haben ja Becker! Eisern.
14. Mai: Weltklasse-Becker, Stress und ein gutes Ende
Unionfux: Bitte, macht doch sowas nicht mit einem alten Mann mit Bluthochdruck – nach der ersten Hälfte denke ich zufrieden, was wird das für ein entspannter Nachmittag, in der zweiten Hälfte freut man sich, raucht, unterhält sich mit dem und dem… Und wie auch nicht? Die ersten fünfundvierzig Minuten waren das Beste, was ich seit längerem bei uns gesehen habe: Vom ersten Moment an selbstbewusst, sicher und druckvoll gehen wir mit der ersten guten Gelegenheit in Führung – der lange Ball von Knoche wird von Behrens auf Becker verlängert, der schirmt den Ball clever ab, legt zurück auf Behrens, der bleibt cool, lässt noch einen Freiburger aussteigen und schießt ins rechte Eck.
Und wir behalten den Fuss auf dem Gas, erarbeiten uns spielerisch Chance um Chance und belohnen uns nach 36 Minuten dafür: Becker sichert einen langen Ball, setzt sich dann geschickt durch, Pass auf Knoche, der dem durchstartenden Becker den Ball perfekt in die Gasse schiebt und der tunnelt Flekken. Und legt zwei Minuten später nach, wieder auf Pass von Knoche, der auf die Strafraumgrenze ablegt und Becker zieht den Ball gnadenlos und knallhart ins kurze Eck – Doppelschlag! Von Freiburg kommt so gut wie nichts, die Stimmung in der Alten Försterei ist ebenso euphorisch wie gelöst, der Freiburg-Drops scheint gelutscht.
Umso erstaunlicher ist es, dass wir die zweite Halbzeit weitgehend an die Freiburger abgeben und die nutzen dieses Angebot – erst trifft Gulde nach einer Ecke nahezu unbedrängt und dann erwischt Doekhi zu wenig Ball und zu viel Sallai. Schade, dass Rönnow Grifos Panenka-Elfer nicht mehr erwischt, denn jetzt beginnt die unerwartete hochgradige Stressphase: eine 3:0-Führung zu Hause verspielen? In einem Sechs-Punkte-Spiel? Bloß nicht, und es sind ja noch zwanzig Minuten plus Nachspielzeit zu gehen. Und die Freiburger drücken weiter, auch wenn sie aus dem Spiel kaum zu gefährlichen Abschlüssen kommen. Knackpunkt zu unseren Gunsten ist die 80. Minute: Gerade hat Knoche noch in höchster Not vor Sallai gerettet, da erobert der eingewechselte Jordan den Ball und schickt blickig den startenden Becker, der ebenfalls eingewechselte Laidouni denkt und sprintet auf der anderen Seite mit, Gulde ist zu überrascht, um noch hinterherzukommen und im perfekten Moment spielt Becker den perfekten Querpass und unser Franko-Tunesier macht eiskalt sein erstes Tor – was für eine Erlösung!
Becker mit seiner vierten Torbeteiligung, das schaffte in der Bundesliga bei uns noch keiner – und die Alte Försterei explodiert, es fallen diverse Steine von diversen Unioner-Herzen inklusive dem allgemeinen Stoßseufzer: Na, das muss es jetzt doch sein! Und so ist es auch, selbst wenn es noch einmal brenzlig wird: Erst verschätzt sich der sonst so unfehlbare Rönnow etwas bei einer Flanke und kann nur zur Ecke abwehren und im Anschluß spitzelt Ginter den Ball an die Unterkante der Latte und erwischt dann noch den Abpraller, aber der für Schäfer gekommene Thorsby rettet aufmerksam auf der Linie – das war’s! Ein unterm Strich absolut verdienter Sieg, auch wenn ich auf den Spannungsfaktor nur allzu gern verzichtet hätte, aber die Alte Försterei ist auch im zweiundzwanzigsten ungeschlagenen Spiel in Folge nun mal kein Ponyhof.
Fakt ist jetzt jedenfalls: Platz fünf ist uns nicht mehr zu nehmen, die Europa League also sicher – und die Champions League in greifbarer Nähe, denn wir haben es selbst in der Hand! Ich spar‘ mir jetzt mal alle begeisterten Ausrufe, dazu ist am 27. Mai gegen halb sechs noch genügend Zeit. Aber extrem cool ist das schon… Natürlich darf nicht unerwähnt bleiben, dass der Captain sein 300. Pflichtspiel für unseren Verein absolviert hat, das ist eine Wahnsinnszahl in diesen Zeiten, wer weiß, ob wir sowas nochmal erleben werden – und da kommen ja noch ein paar! Den Rekordhalter „Meter“ Hendel wird er wohl nicht mehr einholen können, aber „Bulle“ Sigusch und „Keiler“ Persich, allesamt Union-Legenden, sind in greifbarer Nähe. Und unser Österreicher gehört (nicht erst seit gestern) dazu, Glückwunsch, Trimmi, danke, eisern und weiter so! Und das Beste: Das war ein überaus würdiges Jubiläum, welches in den kommenden zwei Wochen noch vergoldet werden wird!
12. Mai: Noch drei!!
Unionfux: Da waren’s nur noch drei, also, sowohl Kandidaten um die beiden verbleibenden Champions League-Plätze als auch Saisonspiele – und am Samstag kann schon eine Vorentscheidung fallen: Der punktgleiche SC Freiburg kommt in die Alte Försterei. Man könnte bei einem Sieg Freiburg auf drei Punkte distanzieren und bräuchte dann „nur noch“ einen weiteren Sieg, um quasi sicher zumindest in der CL-Qualifikation zu sein.
Keine Frage, es gibt vermeintlich leichtere Aufgaben, aber geschenkt kriegt man die Fleischtöpfe des europäischen Fussballs nun mal nicht. Auswärtsstark ist der SC durchaus; zuletzt wurde Anfang Februar in Dortmund verloren. Andererseits haben wir in der Bundesliga Zuhause gegen die Streichtruppe noch nicht verloren und bekanntlich in dieser Spielzeit noch gar nicht. Aber natürlich heißt es morgen: Neues Spiel, neues Glück. Und traditionell sehen wir ja gegen stärkere Mannschaften besser aus. Das werden äußerst spannende neunzig Minuten bei schönem Frühlingswetter: Die Alte Försterei wird brodeln! Urs Fischer kann aus dem Vollen schöpfen. Mal sehen, wieviele aus der Augsburger Anfangself kippen werden – zumindest Diogo Leite für Jaeckel ist mehr als wahrscheinlich. Eventuell beginnen Thorsby und Schäfer für die zuletzt eher übersichtlichen Haberer und Laidouni und auch ein Trimmel in der Startformation wäre nicht verwunderlich, zu harmlos waren zuletzt unsere Standards.
Was die Einkaufspolitik unseres Vereins in der kommenden Transferperiode angeht, so ließ sich Oliver Ruhnert im jüngsten Sport1-Doppelpass so gar nicht beirren: Auch für die Champions League wird das funktionierende Gefüge der Kabine nicht zerstört. Da kommen keine Stars, die dann plötzlich wesentlich mehr als der Rest verdienen und entsprechende Allüren haben. Denn so dumm, erfolgsbesoffen und realitätsfern kann und wird bei uns keiner sein, dass er die so perfekte Philosophie über Bord wirft – für einige Journalisten in der Runde schwer zu glauben, aber so sieht’s aus. Das heißt nicht, dass gar kein Risiko eingegangen wird, aber es wird keinesfalls einen vertretbaren Rahmen sprengen.
Ohnehin muss man sehen, welcher Spieler, den wir an und für sich gern behalten würden, uns verlässt und was er dabei einbringt. Dann wissen wir auch, welche Löcher noch gestopft werden müssen. Einen Zehner werden wir so oder so brauchen und verpflichten und auch im Sturm sollte jemand kommen, der besser und zuverlässiger trifft als das aktuelle Personal. Es schwirren eine Menge Namen durch die Luft. Nicht ungewöhnlich, denn die Journalisten brauchen ja auch was zu schreiben, allzu ernst sollte man da also nichts nehmen. Aber das ist noch Zukunftsmusik, sind noch ungelegte Eier, das Fell des nicht erlegten Bären. Wichtig ist, dass morgen der Schuss sitzt: Drei Punkte gegen Freiburg und sonst nichts!!
10. Mai: Zwei aus drei Spielen sollten „normal“ reichen
Icke: Drei knallharte Endspiele folgen nun für uns (und für andere). Es geht um nichts Geringeres als die Champions-League. Gewinnen wir die zwei Heimspiele gegen Freiburg und gegen Bremen und das Auswärtsspiel in Hoppenheim, so haben wir diese ziemlich sicher erreicht. Weil wir neben der Punktgleichheit mit Freiburg, aktuell auch noch vier Tore Vorsprung haben. Das zählt bei Punktgleichheit. Da aber nicht davon auszugehen ist, dass Freiburg alle seine Spiele gewinnt, reicht es wahrscheinlich, die zwei Heimspiele zu gewinnen.
Das ist schon realistisch. Vor allem hat Freiburg am letzten Spieltag ein schweres Spiel in Frankfurt auf der Agenda. Auch den Leipzigern traut man kaum zu, alle ihre drei Spiele zu gewinnen. Warum? Sie müssen nächste Woche in München antreten. Dazu empfangen sie am letzten Spieltag Schalke und für die Gelsenkirchener geht es um den Abstieg. Die werden sich zerreißen. Das schwerste Spiel dürfte für uns jetzt am Wochenende anstehen. Der direkte Vergleich mit Freiburg. Gewinnen wir das Battle, so haben wir wohl 50 Prozent eingefahren. Und auch in Hoppenheim traue ich uns durchaus einen Punkt zu. So richtig rund läuft es bei der BSB SAP noch nicht. Es trennen sie nur vier Punkte zum Relegationsplatz 16. Sicher scheint Platz 5, der für die Europa-League reicht. Auch das wäre ein zu beklatschender großer Erfolg. Zu Leverkusen auf Platz 6 haben wir neun Punkte Vorsprung. Das Ding ist durch. Es reicht hier ein kleines Pünktchen, wenn Leverkusen alles gewinnen sollte.
Beim Thema Zugänge verdichtet sich Kral immer mehr. Nicht wenige Medien berichten, es sei schon alles klar. Ebenso und zu meinem Erstaunen hört man das Gleiche – oft von Dest. Nun kann man darüber diskutieren oder auch nicht. Eben weil beide Positionen mit Khedira und Roussillon schon erstklassig besetzt sind. Dass die beiden Kicker eine verdammt hohe Qualität besitzen, bestreitet keiner. Ducksch und Kownacki sind die danach folgenden „heißen“ Gerüchte. Auch Boniface scheint noch im Rennen zu sein.
Freitagabend (12. Mai) um 19 Uhr spielt im Zoschke-Stadion Lichtenberg 47 gegen den Abstieg. Die 47 waren es schon immer und werden es auch bleiben – beliebt bei Unionern! Mit mir können sie rechnen. Und viele Unioner werden auch vor Ort sein. Erst recht, weil es gegen die TeBe’ler geht. In einer Unbeliebtheits-Skala folgen die Lila-Westberliner gleich hinter den Unaussprechlichen aus Hohenschönhausen. Schließt Euch an und macht mit! Freitagabend um 19 Uhr. Gleich hinter den alten Stasi-Häusern am U-Bahnhof Magdalenenstraße. 47 muss gegen TeBe gewinnen! Und Unioner helfen gern. Wir brüllen sie zum Sieg. Eisern!
7. Mai: Das war wohl nischt: Augsburg bleibt ein Angstgegner
Unionfux: Da hatten wir wohl alle wesentlich mehr erhofft und erwartet: der Auftritt in Augsburg ist doch ziemlich ernüchternd und enttäuschend, unserem Angstgegner (nur einmal haben wir gegen sie gewonnen: im ersten Bundesligajahr zu Hause mit 2:0 nach Toren von Subotic und Ingvartsen) muss gar nicht mal so viel gelingen, nach 53 Minuten genügt eine kollektive Unaufmerksamkeit nach einem Einwurf, dass Augsburg mit dem einzigen wirklich gelungenen und gefährlichen Torschuss des gesamten Spiels in Führung gehen kann, da außen Vargas nicht an der Flanke gehindert wird und Jaeckel in der Mitte den Torschützen Beljo aus den Augen verliert.
Und in den folgenden vierzig Minuten, eigentlich ja ausreichend Zeit, um noch was zu reißen, haben wir zwar wesentlich mehr Ballbesitz und sind auch irgendwie bemüht und flanken fleißig, aber es kommt nichts wirklich dabei rum. Koubek kann sein erstes Zu-Null-Spiel feiern, richtig gefordert ist er eigentlich nur bei einem Kopfball von Behrens und vielleicht noch bei einem Beckerschuss in Hälfte eins, der Rest ist Torhüteralltag.
Augsburg wirkt insgesamt etwas bissiger und leidenschaftlicher, wenn auch nicht besser, nichtsdestotrotz verlieren wir das Spiel und es hat etwas von sang- und klanglos. Interessant am Rande und eigentlich ja ungewöhnlich für uns: wir haben wesentlich mehr Ballbesitz und sind weniger gelaufen als der Gegner und es zeigt auch, wieder mal – irgendwie tun uns die Mannschaften aus dem letzten Tabellendrittel nicht so gut – wir machen nun mal nicht so gern das Spiel und da scheint auch kein Kurztrainingslager zu helfen … Und es zeigt auch: abermals sind offensives Mittelfeld und Angriff unsere Achillesferse. In den letzten fünf Spielen gelingen uns lediglich drei Tore: Behrens in Dortmund, Juranovic gegen Bochum und Becker in Mönchengladbach.
Und in diesen fünf Spielen haben wir auch nicht massig Chancen vergeben, wir arbeiten einfach kaum welche raus. Das ist zu wenig für das große Ziel, zu wenig für eine Spitzenmannschaft der Liga (und das sind wir derzeit!), auch wenn natürlich klar ist, dass trotzdem noch alles drin ist in den folgenden drei Spielen, zumal zwei davon Heimspiele sind.
An anderer Stelle hab ich’s schon mal erwähnt, dass Saisonendspurts ja unsere Spezialität sind, noch sind neun Punkte zu holen. Und man kann auch sagen, dass die Europa League weitgehend sicher sein müsste, nachdem uns wenigstens Leverkusen am Freitag den Gefallen getan hat, gegen Köln zu Hause zu verlieren – damit haben die Pillendreher wohl auch kaum gerechnet, genauso wie Mainz zu Hause überraschend gegen Schalke verliert – wir sehen also, solche ärgerlichen und unerwarteten Ergebnisse kommen auch anderswo und immer wieder vor.
Also: heute noch ein bisschen ärgern – ab morgen ist wieder Zuversicht angesagt. Am Samstag kommt Freiburg zum Spitzenspiel in die Alte Försterei, da kann ein großer Schritt gegen einen direkten Konkurrenten um die Champions League-Plätze gemacht werden – bis dahin wird analysiert und an den Stellschrauben gedreht, damit der Mai zum unvergesslichen Wonnemonat für uns wird!
5. Mai: Platz 3 wird gehalten!
Unionfux: Der Mai ist gekommen – und jetzt kommen auch unweigerlich die Spiele, die über die ganze Saison entscheiden, quasi die Endspiele der Endspiele: auswärts in Augsburg und Hoffenheim, zu Hause gegen Freiburg und Bremen. Das ist kein Spiel einfach nur ein Bundesligaspiel, jetzt geht’s um alles.
Gut, selbst, wenn wir am Ende Siebter werden würden, müsste man angesichts unseres Budgets immer noch hochzufrieden sein. Aber man muss auch sagen – angesichts der Tatsache, dass wir keinen Spieltag bisher schlechter als Platz fünf gewesen – oder noch anders: an 25 Spieltagen belegten wir die ersten drei Plätze, dass alles andere als die Champions League eine leichte, alles andere als die Europa League eine schwere Enttäuschung wäre. So, als würde man ein 2:0 in der Nachspielzeit noch aus der Hand geben – da kann man ja auch nicht sagen: ja, vor dem Spiel wärt ihr doch mit nem Unentschieden superglücklich gewesen… Mit der Ausgangslage und dem Restprogramm, nicht zuletzt sahen wir im Endspurt der Bundesliga immer gut aus, traue ich uns zu, Platz drei letztlich zu halten – und das wäre nun wirklich unglaublich! Was soll denn danach noch kommen? Aber darum können wir uns ja später kümmern.
Zuerst einmal müssen wir zu einem, ja, Angstgegner, dem FC Augsburg. Auch, wenn der ehemalige König von Köpenick, Rafal Gikiewicz, wohl nicht im Tor stehen wird und ihr bester Torschütze Berisha auch angeschlagen ist, der FCA zum letzten Mal vor zwei Monaten gewonnen hat und zudem in dieser Saison nicht so wirklich heimstark ist und obendrein der Doppeltorschütze aus dem Hinspiel, Niederlechner, mittlerweile für Hertha (keine) Tore schießt, das wird ein hartes Stück Arbeit – hey, wie im Grunde fast jede Bundesligapartie. Im Vorbeigehen schlagen wir niemanden, das ist einerseits schade, verhindert andererseits aber auch allzu hochnäsiges Denken.
Auch Urs Fischer weiß natürlich, worum es geht, nicht umsonst ist die Mannschaft bereits seit Mittwoch in Bayern – in Rottach-Egern bereitet man sich in einem Kurztrainingslager auf das Auswärtsspiel vor, das klingt nicht nach: ach, ma gucken, wie’s so läuft…
Außer Diogo Leite, der mit der fünften Gelben gesperrt ist, ist die volle Kapelle an Bord, zudem gibt es mit Andras Schäfer wieder eine interessante Option im Mittelfeld. Viele Experimente wird’s wohl nicht geben, eigentlich steht nur die Frage: Jordan oder doch wieder Behrens? Ich tippe auf Behrens, genauso wie, ganz hartnäckig und straight, auf drei Punkte für uns. Spielen wir so wie in Mönchengladbach oder wie gegen Leverkusen – dürfte das, ohne große Zweifel, auch was werden, Angstgegner hin oder her.
Titelfoto: Andreas Gora/dpa
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