Immer mehr Familien in Deutschland setzen auf eine polnische Pflegekraft, um Angehörige zu Hause rund um die Uhr versorgen zu lassen. Dieses Betreuungsmodell ist nicht nur persönlich, sondern auch finanziell oft eine sinnvolle Alternative zum Pflegeheim. Doch die Beschäftigung muss rechtlich korrekt ablaufen, damit sowohl Betreuungskraft als auch Familie rechtlich abgesichert sind.
Im Folgenden erfahren Sie Schritt für Schritt, wie Sie eine polnische Pflegekraft legal beschäftigen – von der Bedarfsanalyse bis zur Vertragsgestaltung.
Schritt 1: Pflegebedarf ermitteln und Betreuungslösung wählen
Bevor Sie eine Pflegekraft engagieren, sollten Sie klären:
- Welche Hilfe wird im Alltag benötigt (Grundpflege, Haushaltsführung, Mobilität)?
- Gibt es medizinische Anforderungen?
- Wie viele Stunden pro Tag ist Unterstützung erforderlich?
- Wird eine 24-Stunden Betreuung gewünscht?
Auf Basis dieser Fragen können Sie entscheiden, ob eine polnische Pflegekraft für Ihre Situation geeignet ist. In vielen Fällen empfiehlt sich eine sogenannte 24-Stunden Betreuung zu Hause, bei der die Betreuungskraft im Haushalt der pflegebedürftigen Person lebt.
Schritt 2: Vermittlungsmodell auswählen
Es gibt in Deutschland drei gängige legale Modelle, um eine polnische Pflegekraft zu beschäftigen:
1. Entsendemodell (Dienstleistungsvertrag über ausländischen Anbieter)
- Die Pflegekraft ist bei einem Unternehmen in Polen angestellt.
- Dieses Unternehmen entsendet die Betreuungskraft nach Deutschland.
- Es gelten die Regelungen zur EU-Dienstleistungsfreiheit.
- Die Familie schließt einen Dienstleistungsvertrag mit dem Anbieter ab.
Vorteil: Wenig bürokratischer Aufwand für die Familie.
Wichtig: Achten Sie auf die A1-Bescheinigung als Nachweis der Sozialversicherung im Heimatland. Eine Polnische Pflegekraft kann eine würdevolle und bezahlbare Lösung für die häusliche Pflege sein.
2. Arbeitgebermodell (Direkte Anstellung durch die Familie)
- Die Familie wird selbst Arbeitgeber der Pflegekraft.
- Es gelten deutsches Arbeitsrecht und Sozialversicherungspflicht.
- Die Lohnabrechnung, Versicherungen und Steuern müssen eigenständig abgewickelt werden.
Vorteil: Direkte Kontrolle über Arbeitsverhältnis.
Nachteil: Sehr hoher organisatorischer Aufwand.
3. Selbstständige Pflegekraft
- Die Pflegekraft arbeitet auf selbstständiger Basis.
- Sie muss in Deutschland eine gültige Selbstständigkeit nachweisen können.
- Es dürfen keine arbeitnehmerähnlichen Bedingungen vorliegen (Weisungsgebundenheit, feste Arbeitszeiten etc.).
Wichtig: Dieses Modell ist rechtlich riskant. Oft wird die Selbstständigkeit von Behörden nicht anerkannt und als Scheinselbstständigkeit eingestuft.
Schritt 3: Seriöse Vermittlungsagentur auswählen
Die meisten Familien entscheiden sich für das Entsendemodell mit einer Vermittlungsagentur. Bei der Auswahl einer seriösen Agentur sollten Sie Folgendes beachten:
- Agentur hat Erfahrung mit osteuropäischen Pflegekräften.
- Pflegekräfte verfügen über A1-Bescheinigung und Sozialversicherung.
- Es gibt transparente Vertragsbedingungen.
- Die Agentur bietet Beratung, Betreuung und Notfall-Support.
- Die Auswahl erfolgt anhand eines individuellen Bedarfsprofils.
Schritt 4: Rechtssicherheit und Unterlagen prüfen
Unabhängig vom gewählten Modell sollten Sie auf folgende rechtliche Punkte achten:
- Arbeitszeiten und Pausen: Auch bei 24-Stunden Betreuung dürfen die gesetzlichen Ruhezeiten nicht unterschritten werden.
- Mindestlohn: Der gesetzliche Mindestlohn in Deutschland muss eingehalten werden, auch bei entsendeten Kräften.
- A1-Bescheinigung: Pflicht bei Entsendung aus dem EU-Ausland. Sie dokumentiert die Sozialversicherung im Herkunftsland.
- Versicherungsschutz: Es muss eine Krankenversicherung, Unfallversicherung und im besten Fall auch eine Haftpflichtversicherung bestehen.
Schritt 5: Wohn- und Arbeitsbedingungen vorbereiten
Die polnische Pflegekraft wohnt in der Regel im Haushalt der pflegebedürftigen Person. Daher müssen gewisse Voraussetzungen erfüllt werden:
- Eigenes, abschließbares Zimmer
- Zugang zu Bad und Küche
- WLAN und Telefonzugang
- Respektvolles und sicheres Arbeitsumfeld
Diese Punkte sind nicht nur gesetzlich relevant, sondern auch wichtig für eine gelingende, menschliche Zusammenarbeit.
Schritt 6: Betreuungskraft auswählen und Einarbeitung ermöglichen
Eine gute Agentur schlägt Ihnen passende Profile von Betreuungskräften vor. Achten Sie auf:
- Sprachkenntnisse (Grundkenntnisse oder besser)
- Pflegeerfahrung und Referenzen
- Soziale Kompetenzen und persönliche Passung
Sobald die Pflegekraft ankommt, ist eine gute Einarbeitung entscheidend:
- Tagesabläufe und Gewohnheiten erklären
- Medikamentenpläne und Termine übergeben
- Hausordnung und Notfallkontakte bereitstellen
Schritt 7: Betreuung regelmäßig begleiten und evaluieren
Auch nach dem Start der Betreuung ist Ihre aktive Rolle wichtig:
- Regelmäßige Gespräche mit der Pflegekraft führen
- Rückmeldung geben und Konflikte früh ansprechen
- Gegebenenfalls einen Ansprechpartner in der Agentur einbeziehen
- Betreuungssituation regelmäßig überprüfen und anpassen
Eine gute Betreuung lebt von Kommunikation, gegenseitigem Respekt und klaren Absprachen.
Fazit: Mit Klarheit und Verantwortung zur legalen Pflegekraft
Wer eine polnische Pflegekraft legal beschäftigen möchte, sollte sich im Vorfeld umfassend informieren und das passende Modell wählen. Mit einer seriösen Vermittlungsagentur, rechtskonformen Verträgen und fairen Bedingungen schaffen Sie die Basis für eine sichere und menschliche Betreuung in den eigenen vier Wänden.
Die legale Beschäftigung ist nicht nur wichtig, um rechtliche Konsequenzen zu vermeiden – sie sichert auch den Betreuungskräften faire Arbeitsbedingungen und stärkt das Vertrauen zwischen allen Beteiligten.