Apples Probleme häufen sich – nun kauft auch China weniger iPhones
Apples Probleme erreichen das Kerngeschäft: Umsatz und Gewinn des iPhone-Konzerns sind gesunken, der iPhone-Umsatz ging um 10 Prozent zurück. Einblicke in Apples KI-Strategie könnten Investoren beschwichtigen – doch der CEO gibt sich weiter bedeckt.
Seit Monaten hagelt es schlechte Nachrichten aus dem Hause Apple – und nun geht auch der Umsatz mit dem Kernprodukt zurück. Wie Apple am Donnerstag bekanntgab, nahm der Konzern mit dem iPhone zwischen Januar und März gut 10 Prozent weniger ein als im Vorjahresquartal.
Das iPhone macht allerdings mehr als die Hälfte von Apples Konzernumsatz aus. In der Folge sank der Gesamtumsatz um gut 4 Prozent auf 90,7 Milliarden Dollar; Auch der Gewinn ging um 2 Prozent auf 23,6 Milliarden Dollar zurück. Damit gingen nun Apples Umsätze in fünf der letzten sechs Quartale zurück.
Der Geschäftsgang bei Apple ist besonders auffällig, wenn man ihn mit der Konkurrenz vergleicht: Amazons Gewinn hat sich im ersten Quartal verdreifacht; bei Microsoft tragen die Investitionen in KI Früchte, insbesondere im Cloud-Geschäft; und auch bei Alphabet hat KI den Geschäftsgang beflügelt, dass die Firma erstmals eine Dividende zahlt.
In China verliert Apple Marktanteile an Huawei
Was den Verkauf des iPhones herunterzieht, ist vor allem das rückläufige Geschäft in China. Das Reich der Mitte ist der zweitgrößte Absatzmarkt weltweit für Smartphones, und dort setzte Apple in letzter Zeit deutlich weniger iPhones ab (–8 Prozent). Das erklärt sich unter anderem damit, dass Apple neue Konkurrenz bekommen hat: Der chinesische Handyhersteller Huawei bringt seit vergangenem Jahr wieder hochpreisige Smartphones heraus und macht Apple bereits spürbare Marktanteile streitig. Laut der Marktforschungsfirma Counterpoint Research sank Apples Anteil am Smartphone-Geschäft in China in den ersten drei Monaten des Jahres um 4 Prozent.
Auch die geopolitischen Spannungen zwischen Washington und Peking spielen in diese Entwicklung hinein. Chinesische Regierungsbeamte dürfen beispielsweise seit Ende vergangenen Jahres keine iPhones mehr verwenden. Sollte die Differenz zwischen den beiden Großmächten zunehmen, dürfte das die Tech-Konzerne beider Länder immer stärker zu spüren bekommen.
Apples CEO Tim Cook gab sich jedoch am Donnerstag im Telefonat mit Investoren wenig besorgt über die Entwicklungen im Reich der Mitte. „Ich weiß nicht, wie genau jedes Quartal und jede Woche laufen wird, aber langfristig habe ich eine sehr positive Sicht auf China.“
Ein weiterer Faktor für den rückläufigen Umsatz mit iPhones ist, dass Kunden heute länger warten, bis sie auf ein neues Modell upgraden. Die im Smartphone verbauten Technologien sind so ausgereift, dass die Unterschiede zwischen iPhones der 13., 14. und 15. Generation nur gering ausfallen – für viele Kunden zu gering, als dass sie umgerechnet 1500 Franken oder mehr dafür ausgäben. Auch bietet Apple länger als andere Hersteller Software-Updates für ältere Geräte an – meist sieben Jahre. Das macht den Wechsel auf ein neueres Gerät weniger dringend.
Den rückläufigen Umsatz mit iPhones machte Apple im vergangenen Quartal zumindest etwas mit einem stärkeren Dienstleistungssegment wett (+14 Prozent). Mehr als 1 Milliarde Kunden zahlen inzwischen für Apples Musik-, Fernseh-, Videospiel-, Fitness- und sonstige Angebote. Mit dieser Sparte verdient der Konzern heute so viel wie mit dem Verkauf von Mac-Computern, iPads und Zubehör zusammen.
Das iPhone ist die tragende Säule des Apple-Konzerns
Umsatzanteil einzelner Produkte, in %
Wearables und Home-Geräte
Apple lässt sich bei KI nach wie vor nicht in die Karten schauen
Doch auch Sorgen jenseits des iPhone belasten das Geschäft. Mit Blick auf die neue Schlüsseltechnologie generative KI lässt sich der Eindruck nicht abschütteln, dass Apple den Anschluss an die Konkurrenz verschlafen habe. Insbesondere Google und Microsoft bringen seit Monaten ständig neue KI-Produkte auf den Markt; Samsung hat ein neues KI-Handy herausgebracht. Apples Strategie bleibt jedoch auch 18 Monate nach dem Start von Chat-GPT unklar.
Laut Medienberichten plant Apple, Googles Sprachmodelle zu lizenzieren. Auch prüft der Konzern angeblich eine Zusammenarbeit mit KI-Startups wie Open AI. Das überrascht, weil Apple traditionell eigene Software-Lösungen bevorzugt und weil Googles Handy-Betriebssystem Android eigentlich der größte Konkurrent zu Apples iOS ist. Massenhaft werbe der Konzern nun KI-Spezialisten von der Konkurrenz ab, berichtete jüngst die «Financial Times». Der Verdacht drängt sich auf, dass Apple den KI-Trend schlichtweg verschlafen hat und nun schnellstens auf die Fehlerquellen Dritter zurückgreifen wird.
Im Telefonat mit Investoren wehrte sich der CEO Cook gegen diese Darstellung, gab aber auch keine Details zur eigenen KI-Strategie preis. Trotz mehrerer Nachfragen verwies Cook nur auf Produktankündigungen, die für die kommende Woche sowie für die hauseigene Entwicklerkonferenz Anfang Juni geplant waren. „Sowohl generative KI als auch KI allgemein bieten große Chancen für alle unsere Produkte“, sagte Cook. Apple sei gut positioniert und er selbst «extrem optimistisch».
Doch die Investoren scheinen bis anhin nicht überzeugt zu sein. Seit Jahresbeginn haben Apples Aktien rund 7 Prozent einen Wert eingebüsst, während die anderen Tech-Konzerne deutlich im Plus sind. Auch der breite Technologieindex Nasdaq ist seit Januar um 6 Prozent gestiegen. Microsoft hat Apple inzwischen den Rang als wertvollste Firma an der Börse abgelaufen und baut den Vorsprung weiter aus.
Apple deutet am Aktienmarkt hin
Aktienkursgewinne/-verluste seit Jahresbeginn für führende Tech-Konzerne, in %
Viele der Probleme könnten sich lösen, wenn Apple es schaffen sollte, in den nächsten Monaten dank KI ein wirklich revolutionäres iPhone auf den Markt zu bringen. Die Erwartungshaltung vor den angekündigten Produktneuheiten steigt. „Die letzten drei iPhones waren nicht wirklich aufregend“, sagte Hal Eddins von Capital Investment Companies dem „Wall Street Journal“. Doch ein iPhone 16 mit neuen KI-Funktionen werde «hoffentlich abgehen wie die Feuerwehr».