Was ist eine Eingabeaufforderung? Kann man Texte von Chat-GPT erkennen? Wo kann ich Bild-KI ausprobieren? Fragen über künstliche Intelligenz, die Sie sich nicht mehr zu stellen trauen
Wer in Sachen KI den Anschluss verpasst hat, kann sein Wissen hier auffrischen.
Illustration Olivia Meyer / NZZ
Zu künstlicher Intelligenz (KI) gibt es fast täglich Neuigkeiten. Wenn man den Anfang der KI-Welle verpasst hat, klingt manches komplizierter, als es in Wirklichkeit ist. Wir haben grundsätzliche Fragen für alle zusammengestellt, die jetzt ihre Berührungsängste überwinden wollen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Was ist eine Eingabeaufforderung?
- 2. Wo kann ich KI kostenlos ausprobieren?
- 3. Was ist Chat-GPT?
- 4. Woher hat KI ihr Wissen?
- 5. Wo kann ich Bild-KI ausprobieren?
- 6. Woher kommen die Bilder von visuellem KI?
- 7. War denkt Chat-GPT über Frauen?
- 8. Kann man KI-Texte und -Bilder erkennen?
- 9. Was ist der Unterschied zwischen Chat-GPT, KI und anderen Computerprogrammen?
Was ist eine Eingabeaufforderung?
Prompt ist Englisch für «Aufforderung». Viele KI-Programme sind wie ein Chat aufgebaut. Der Nutzer tippt Fragen oder Aufforderungen ein, die künstliche Intelligenz reagiert darauf. Und diese Aufforderungen des Nutzers nennt man Prompts.
Es kursieren allerhand Tipps dazu, wie man das bestmögliche aus KI herausholt. Für den Anfang kann man sich merken: Ein guter Prompt besteht aus Rolle, Kontext und Aufforderung.
Zum Beispiel: „Du bist Experte für Gartenbau. Mein Garten ist eher schattig, und ich wohne in Basel. Was für Gemüse kann ich im April setzen?» Oder: „Du bist eine tolle Märchenerzählerin.“ Meine Kinder mögen Hasen, fürchten sich aber vor Hexen. Schreibe eine fröhliche Gutenachtgeschichte, die nicht länger als 5 Minuten Vorlesezeit hat.»
Wo kann ich KI kostenlos ausprobieren?
Der erste und bekannteste KI-Chatbot ist Chat-GPT von Open AI. Es gibt ihn in mehreren Versionen. Hier kann man ihn kostenlos ausprobieren – allerdings ist im Moment dafür eine Anmeldung nötig. Für etwa 20 Franken im Monat bekommt man die neueste Version (GPT4), die etwas akkuratere Ergebnisse gibt und Bilder erstellen kann.
Ähnlich wie Chat-GPT funktioniert der Chatbot Zwillinge von Google. Für diese muss man sich mit einem Google-Konto anmelden, und wie bei Chat-GPT gibt es eine kostenlose und eine Pro-Version.
Ganz ohne Anmeldung kann man bei Microsoft Bing, Inzwischen auch Copilot genannt, mit einem KI-Assistenten chatten. Wenn man eine Frage stellt, durchsucht dieser Chatbot auch das Internet und fasst die Ergebnisse zusammen. Deshalb ist er für aktuelle Fragen besser geeignet als Chat-GPT und Gemini, die in der kostenlosen Version keinen Zugriff auf die neuesten Informationen aus dem Internet haben. Der Chatbot von Bing gibt am Ende seiner Antwort Quellen an, allerdings nicht immer akkurat.
Auch das Programm Verwirrung kann man ohne Anmeldung befragen. Perplexity nutzt eine traditionelle Websuche, um relevante Inhalte zu finden, und fasst diese mithilfe von KI zusammen. Es gibt mit Fussnoten Quellen an, deshalb ist leichter nachprüfbar, ob die Informationen auch wirklich stimmen. Denn darauf kann man sich bei KI generell nicht blind verlassen.
Was ist Chat-GPT?
Chat-GPT war das erste Programm, das erlaubt hat, sich mit Sprach-KI wie in einem Gespräch zu unterhalten. Die Firma Open AI hat es im November 2022 veröffentlicht und damit dem Thema künstliche Intelligenz enorme Aufmerksamkeit verschafft.
Hier können Sie mehr über die verschiedenen Arten von KI erfahren.
Woher hat KI ihr Wissen?
Programme wie Chat-GPT wirken allwissend, sie beantworten alle möglichen Fragen in selbstbewusstem Ton. Sie haben aber kein Wissen wie Menschen, sondern eher wie eine Enzymklopädie.
Chat-GPT und andere KI-Chatbots funktionieren wie die Wortvorhersage im Google-Suchfeld – jene, die bei der Eingabe «Schweizer sind» als Fortsetzung «Bünzlis» und «reich» vorschlägt.
Doch während die Google-Vorhersage auf den Eingaben anderer Nutzer basiert, ist die Wortvorhersage von KI-Bots wie Chat-GPT viel ausgeklügelter. Sie baut auf Unmengen Text aus dem Internet: Konversationen aus Online-Foren, Blogs, digitalisierte Bücher, Wikipedia.
Mit diesem Text lernen KI-Programme, wie Wörter zusammenhängen und wie Sätze normalerweise weitergehen. So können sie Sätze nicht nur grammatikalisch korrekt fortführen, sondern oft auch faktisch richtig. Vorausgesetzt, die nötigen Informationen kamen oft genug in den Texten vor, die sie bei ihrer Erstellung eingelesen hat.
Wenn das nicht der Fall ist, finden Sie Informationen oft einfach. Dieses Phänomen nennt man auch Halluzination.
Wo kann ich Bild-KI ausprobieren?
Es gibt viele Werkzeuge, um KI-Bilder zu erstellen, die meisten davon sind mittlerweile kostenpflichtig. Gratis verfügbar ist jene von Microsoft, allerdings braucht es dafür ein Microsoft-Konto. Auch Stable Diffusion kann man auf dieser Seite nach der Anmeldung kostenlos ausprobieren.
Danach reicht es jeweils eine Zeile Bildbeschreibung einzugeben, und das gewünschte Bild erscheint nach etwas Wartezeit.
Konkrete, detaillierte Anweisungen helfen, das Bild zu bekommen, das man sich wünscht. Ausserdem sollte man den gewünschten Stil definieren: fotorealistisch, impressionistisch, Paparazzifoto, Instagram-Foto. Englische Anweisungen funktionieren oft besser als deutsche.
Mehr Tipps dazu gibt es in diesem Artikel, der erklärt, wie man eine Weihnachtskarte mit KI gestaltet.
Woher kommen die Bilder von visuellem KI?
KI, der Text erstellt, basiert darauf, vorherzusagen, wie Texte plausibel weitergehen. Das lernt sie aus Übungsdaten aus dem ganzen Internet.
Analog funktioniert Bild-KI, nur dass sie keine Wörter vorhersagt, sondern die Pixel, aus denen ein Bild besteht, und zwar anhand der Bildbeschreibung. Eine ausführliche Erklärung finden Sie hier.
Die Daten, aus denen diese Art von KI lernt, sind Bild-Text-Paare. Zum Beispiel Bilder aus Medien mit Bildunterschrift, Produkte aus Online-Shops und ihre Beschreibungen, Werbebilder. Diese Daten werden meist ungeprüft in die KI eingespeist. So konnte es passieren, dass illegale Bilder einflossen, von sexuellem Missbrauch von Kindern.
Wenn man KI um ein Bild bittet, dann sucht sie nicht passende Fotos im Internet, sondern generiert einfach jedes Mal ein neues, einzigartiges Bild. Allerdings gleichen diese Bilder manchmal stark den Werken einzelner Künstler. Meist haben diese keine Einwilligung dafür gegeben, dass ihre Werke in KI einfließen. Rechtlich sind KI-Bilder auch eine Grauzone.
War denkt Chat-GPT über Frauen?
Fragt man Chat-GPT, was es über Frauen denken, beteuert es, es sei programmiert, «um neutral und ohne Vorurteile oder Meinungen zu allen Themen, einschliesslich Geschlechterfragen, zu sein».
Das ist eine vorprogrammierte Antwort. Die Entwickler von kommerziellen KI-Systemen geben sich große Mühe, dass ihre Systeme keine kontroversen Aussagen machen. Schliesslich wollen sie die Technologie an Firmenkunden verkaufen. Und denen ist ein professioneller, unpolitischer Ton wichtig.
Das zu gewährleisten, ist eine ziemliche Herausforderung. Denn wie oben beschrieben, lernt KI aus riesigen Textmengen aus dem Internet.
Ins Frauenbild von KI fliegen Beschreibungen aus digitalisierten Romanen ebenso wie pornografische Inhalte, obskure Foren sowie Zeitungsartikel. Wenn man sie unzensiert liest, würde KI sehr viele fragwürdige Inhalte erzeugen: rassistisch, sexistisch, antisemitisch – eben alle Vorurteile wiedergeben, die in der Welt und im Internet zirkulieren.
Bei bildgebender KI sind diese Stereotype noch besser erkennbar als beim Text. Die ersten Versionen dieser Programme erzeugten von Frauen fast immer übertrieben sexy Bilder. Bilder von CEO zeigen allesamt weiße Männer.
Daraufhin versuchten Hersteller, politisch korrektere Bilder zu erzeugen, mit absurden Auswirkungen: Gefragt nach dem Bild eines Papstes, erzeugte Googles KI Gemini etwa Bilder eines schwarzen und eines weiblichen Papstes.
Kann man KI-Texte und -Bilder erkennen?
Es gibt keinen Detektor, der gesichert erkennen kann, ob ein Bild oder ein Text von einer KI stammt.
Künstlich generierte Texte haben durchaus gewisse Eigenheiten: Weil sie durch Statistik gemacht sind, sind sie weniger zufällig und etwas vorhersehbarer als das, was Menschen schreiben. Diese Merkmale nutzen KI-Detektoren. Aber zuverlässig sind diese Detektoren nicht, man sollte ihre Einschätzung auf keinen Fall als Wahrheit betrachten.
Bei KI-Bildern wäre es leichter möglich, gewisse Muster einzubauen, die der Mensch nicht erkennt, aber Maschinen schon. Durch einen Screenshot oder Bearbeitung werden auch solche Wasserzeichen obsolet, trotzdem könnten sie einen Beitrag zur Erkennung von Fakes leisten. Dafür braucht es aber die Kooperation der Tech-Firmen.
Was ist der Unterschied zwischen Chat-GPT, KI und anderen Computerprogrammen?
Chat-GPT ist ein Programm, das auf einer ganz bestimmten Art von künstlicher Intelligenz basiert, nämlich generativer künstlicher Intelligenz. Damit bezeichnet man eine Gruppe von Programmen, die KI-Algorithmen nutzen, um Bilder, Text oder Videos zu erstellen. Seit Chat-GPT lanciert wurde, dreht sich der KI-Hype vor allem um diese Form von KI.
Wie die folgende Grafik zeigt, ist der KI-Begriff aber sehr viel weiter gefasst.
Bereiche der künstlichen Intelligenz
Zu KI gehören auch Systeme zur Gesichtserkennung dazu, die Algorithmen der Google-Suche, neue Methoden, um Materialien zu finden, oder auch jene Systeme, die Menschen im Spielen wie Schach oder Go übertreffen.
Die Grenze zwischen KI und restlichen Computerprogrammen ist nicht ganz scharf, denn für KI gibt es nicht nur eine Definition. Heutzutage meint man oft maschinelles Lernen: Programme, die ihre Fähigkeiten aus großen Datenmengen lernen. Manchmal gibt man ihnen dabei Regeln vor, manchmal lässt man sie selbständig Schlüsse ziehen.
Bei herkömmlichen Computerprogrammen hingegen programmieren Menschen Wenn-dann-Regeln ein: Wenn jemand hier klickt, dann erscheint dieses Bild, wenn die Maschine zu heiß wird, schaltet sie ab.
Der Begriff künstliche Intelligenz sollte aber nicht glauben, dass diese Systeme so funktionieren wie das menschliche Gehirn oder gar bewusst sind. Mit den machthungrigen Robotern, die man aus Science-Fiction-Filmen kennt, hat existierende KI nichts zu tun.
Ein Artikel aus der «NZZ am Sonntag»